Archiv für das Jahr: 2018

Hinrundenauswertung und gesammelte Spielberichte Regionalliga

Gesammelte Spielberichte

In den letzten Wochen ging es für uns in der Regionalliga hoch her. Ich habe es leider jetzt erst fertig gebracht mich den Spielberichten zu widmen.

Doch die Zwangsalphabetisierung der ersten Mannschaft schreitet stetig voran, sodass tatsächlich Hoffnung darauf besteht, dass es in Zukunft auch andere fühlende Wesen in der Ersten gibt, die es wagen werden einen solchen Spielbericht zu verfassen.

In Anbetracht der Menge an Spielen in den letzten Wochen werde ich mich ungewöhnlich kurz fassen müssen und zum Ersten Mal auch in Stichpunktform schreiben.

Ein paar allgemeine Betrachtungen vorweg: Die erste Saisonhälfte ist vorbei.

Unser Team hat sich mit 8:10 Punkten im Mittelfeld fest gesetzt. Im Moment sieht es so aus als hätten wir tatsächlich mit dem direkten Abstieg (Platz 10 und Platz 9) nichts zu tun. Der Relegationsplatz jedoch ist jedoch immernoch nah und es wird sich wohl erst in der Rückserie entscheiden, wer in einem kleinen Finale um die Ligenzugehörigkeit spielen muss. Punktetechnisch ist also alles im Lot bei uns. Sportlich jedoch lief es bei genauerer Betrachtung eher maximal mittelmäßig. In den letzten Spielen konnten wir lediglich einmal (gegen Windsbach) vollends überzeugen. Besonders positiv ist sicherlich die Akklimatiserung unseres Youngsters Max hervorzuheben. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten etablierte sich Max nun zunehmend in der Liga. Besonders stark waren seine Siege gegen Kostandinov und Cavatoni. Seine momentane Bilanz von 6:4 ist durchaus beachtlich, zumal auch noch ordentlich Luft nach oben zu sehen ist. Wiederholt konnte Max zeigen, dass er für uns in Zukunft noch sehr wichtig sein wird. So haben wir uns das vorgestellt.

Die Spiele im Einzelnen:

Windsbach: ein starker 9:6 Auswärtserfolg.

Überragende Akteure: Robert und Max mit jeweils zwei Einzelsiegen. Henne mit starker Leistung gegen Alto, aber leider dennoch verloren-> seine Krise verschäfte sich. Robert mit zwei 3:2 Siegen obwohl er nach dem einspielen noch davon Sprach, dass er keinen Ball treffen würde. Damien mit einem erneuten Einzelsieg oben. Bis auf Henne konnte jeder von uns im Einzelpunkten. Eine geschlossene, starke Mannschaftsleistung.

Schwabhausen: 9:2 Pflichtaufgabe erfüllt. Gegen extrem geschwächte Gegner (ohne Nummer 1 Sfiligoj und Yahmed schenkte verletzungsbedingt an zwei die Spiele ab) kam nie so richtig Stimmung auf. Insgesamt eher ein zäher Pflichtsieg, statt ein umjubelter Sieg im Abstiegskampf. Tiefpunkt für Hendrik nach nicht ausgetragenem Doppel und erstem Einzel gegen Covaciu nie den Rhythmus und die richtige Motivation gefunden (unser Sieg stand bereits fest…).

Bayern München: Gegen die Bayern traten wir arg gebeutelt ohne Damian und ohne Robert, der kurzfristig zum Clickball Worldcup nach China reisen konnte, an. Da Mulle auch nicht konnte, traten wir mit Tim als „Edeljoker“ an. Die Doppel auf Angriff gedreht (zugeben optimistisch; die Devise war Angriff oder zur zweiten Halbzeit Dortmund Vs.Bayern im Hotel sein.). Das Spiel war einfach überragend – Dortmund gewann mit 3:2! Als Trost ließen wir ein 0:9 in München. Durchaus gute Einzelspiele waren zu bewundern; fünf 2:3 Niederlagen im Einzel standen zu buche. Gute Leistungen vor allem von Tim (2:3 gegen Longhino und von mir (2:3 gegen Schreiner) blieben unbelohnt. Danke an den motivierten Tim für die Bereitschaft und seinen vorbildlichen Einsatz in Einzel und Doppel und beim Zählen.

Thalkirchen: 3:9 unter die Räder gekommen. Die Thalkirchner traten in Bestbesetzung an. Wir spielten erneut wie am Vortag ohne Damien und Yankee. Mulle flog extra zum Spiel ein und leistete damit einen weiteren Beitrag zum Klimawandel, sollten ihn die Chinesen nicht doch erfunden haben.

Schlussendlich war leider an diesem Tag gegen starke Thalkirchner für uns nichts zu holen. Hendriks kleine Krise verschärfte sich mit zwei Niederlagen, meine fing erst so richtig an, auch wenn ich durchaus ok spielte (Matchball gegen Jost vergeben…). Max überzeugte mit cleverem Spiel gegen Materialspezialist Cavatoni. Timo machte gegen den Vierer-Dudek ein gutes Spiel, verlor aber chancenlos gegen den Dreier-Dudek. Gab schon bessere Tage für uns.

Versbach: gegen das stärkste Team der Liga (das leg ich einfach mal so fest!) verkauften wir uns beim 3:9 wirklich ordentlich. Ein/Zwei Pünktchen mehr wären auch noch drinn gewesen. Drei von Vier Spielen verloren wir im Entscheidungssatz; unter anderem verlor ich gegen Ball nach 2:0 Führung. Die Highlights waren aber mit Sicherheit Henne´s Bombenspiel gegen Christ (3:1) und Timo´s toller Auftritt gegen Geist (3:2).

Fürstenfeldbruck: Unser Gegner spielte ohne Nummer zwei und drei.

Trotz unseres 9:5 Erfolgs spielten wir sicherlich kein gutes Match und hätten gegen diesen Gegner in Stammbesetzung mit der selben Leistung wohl verloren. Was soll´s – sind halt auch Punkte – also mitnehmen und beim nöchsten Mal wieder besser spielen.

Negativ hervorzuheben war sicherlich mein persönlicher Tiefpunkt im oberen Paarkreuz der Vorrunde, sowie Yankee´s Niederlage im Brandenburger Duell.

Magdeburg: Ein insgesamt gutes Spiel konnten wir gegen die Topmannschaft aus Magdeburg machen. Zwei Doppel sowie mein Überraschungserfolg gegen den sonst so starken Turoczy und Max Sieg im Youngsterduell gegen Cozmolici brachten uns nicht unbedingt erwartete vier Punkte ein. Durchaus ansprechende Leistung gab es allerdings auch bei den Spielen von Henne gegen Turoczy, Yankee gegen Seibot und Timo gegen Husnik – nur eben keine Punkte.

Hinrundenfazit: Punktetechnisch ist´s top für uns gelaufen. Sportlich ist noch Luft nach Oben. Die Integration der neuen Damien und Max hat sowohl menschlich als auch sportlich super funktioniert. Vermutlich überwintern wir auf Platz sechs; was aber nicht bedeutet, dass wir aus dem Kampf um den Klassenerhalt bereits raus wären. Um die Plätze 5-8 wird es in der Rückrunde noch ein ganz heißer Tanz zwischen Blankenburg, Fürstenfeldbruck, Windsbach und uns.

Die Einzelkritik: gewohnt kritisch, schonungslos und ehrlich. Hart nach Schulnoten bewertet von 1 (überirdisch über sich hinausgewachsen) bis 6 (Loris Karius im Championsleaguefinale). Nicht vergessen: ich bewerte nicht wie gut oder schlecht jemand war (da könnte ich auch einfach seine Bilanz und seinen TTR-Wert hinschreiben…), sondern wie gut oder schlecht jemand im Verhältnis zu seiner Leistungsfähigkeit und den Erwartungen gespielt hat.

Henne: Wurde nach seinem Holzbruch im Testspiel und mit erhöhtem Lernstress zum Sorgenkind der Mannschaft. Nachdem er uns die letzten verletzungsfreien Saisons mit Topleistungen „durchgeschliffen“ hatte, haderte er nun zu Oft mit Leistung und Material. Blieb trotz guter Leistung des öfteren glück- und sieglos z.B. gegen Alto, Ball und Turoczy. Nach erneutem Holzwechsel mit mehr Selbstvertrauen und ansteigender Formkurve inklusive Sensationserfolg gegen Nico Christ. Im Doppel gewohnt stark und zuverlässig (7:2) mit Ausnahme des ersten Saisonspiels gegen Blankenburg.

Note: 4,5. Ja, hart aber fair und natürlich gaaaanz objektiv.

Damien: hat sich nach abgelegter Schüchternheit zu Beginn super im Team zurechtgefunden. Ich glaube, dass er sich durchaus wohl fühlt bei uns. Auch sportlich konnte er die Erwartungen in den vier Spielen, in denen er bisher für uns auflief absolut erfüllen. Sein Sieg gegen Urbanek in Windsbach war ganz wichtig für den Spielverlauf. Im Doppel 2 mit Yankee brandgefährlich und äußerst unangenehm zu bespielen.

Note: 2

Grexter: In der Mitte mit durchschnittlicher Leistung eine 5:2 Bilanz. Oben eine Mischung aus überfordert (Podpinka; Weber, Christ) und gefährlich aber überfordert (Schreiner, Jost; Ball). Zum letzten Spiel der Rückrunde konnte er den Bann an Position zwei brechen und ziemlich überrasched Turoczy bezwingen. Doppel ok aber im Doppel 2 oftmals zu passiv. Insgesamt aufgrund der Positionswechsel schwer zu bewerten. Ich sag mal gaaanz objektiv 😉 Note: 4

Yankee: zwei Spiele wegen Clickball verpasst – Note: 6. Nee war nur Quatsch.

Zu Saisonbeginn in die Mitte aufgerückt. Nach tollem Start (5:1) mit Siegen über Ehret und Benes zum Ende der Vorrunde dann etwas schwächer. Einen Tick solider in der Spielanlage geworden. Zu lasten der Gefährlichkeit? Auch ne sehr knifflige Sache mit der Bewertung. Insgesamt überwiegen aber klar die Positiven Aspekte. Hat gezeigt, dass er durchaus in die Mitte gehört. Im Doppel 2 mit Damien sehr effektiv und auch in den beiden Doppeln mit Mulle stark. Summa sumarum: Note 2

Timo: Mit seiner ruhigen Art am und neben dem Tisch ein wichtiges Element im Team um seine Mannschaftskollegen zu erden. Trotz Neu-Vaterschaft klar stärker als noch in der vergangenen Saison. Mit starken Siegen wie gegen Dudek und vor allem gegen Geist ohne Aussetzer nach unten. Bringt etwas sportliche Konstanz in unser ansonsten recht „wildes“ Team. Im Doppel (außer im Blankenburg Spiel) an Hennes Seite weiterhin eine Macht. Note: 2,5.

Falko: Schwer zu bewerten. Hat drei Spiel ausgesetzt. Kämpfte mit Zeit- und Motivationsproblemen. Gegen bessere Gegner sieglos geblieben, aber auch kein Aussetzer nach unten dabei gewesen. 3:3 Bilanz. Ganz wichtiger Doppelpunkt mit Max gegen Windsbach. Mit mehr Traningseffizienz und wachsender Motivation wird Falko sicherlich auch wieder im unteren Paarkreuz für Furore sorgen und demnächst auch mal wieder einen „Riesen““ legen. Note: 4

Mulle: Kam in fünf Matches zum Einsatz. War bereit, als wir ihn brauchten. Kam sogar Dortmund nach München geflogen um gegen Thalkirchen auszuhelfen. Noch ohne Sieg gegen Stammspieler. Insgesamt gute Doppelleistungen (wie gewohnt). Note: 4

Max: Kam, wie erwartet super im Team an und zurecht. Zeigte ein gutes Zeitmanagment bei Schule im Abiturjahr; Freundin; Party und Tischtennis. Insgesamt mit verhältnismäßig wenig Training, dafür aber mit sehr vielen Einsätzen in der Zweiten Mannschaft als Ausgleich (in dem Alter sind die Spiele eh das beste Training). Kam bei uns in jeder Partie zum Einsatz. Seine 6:4 Bilanz ist im ersten Stammspieler-Jahr sehr beachtlich. Siege über starke Spieler wie Cavatoni; Kostandinov und Cozmolici ließen durchaus aufhorchen. Matchwinner gegen Windsbach (mit Yankee zusammen). Kann sicherlich noch an seiner Fokussiertheit am Tisch arbeiten, präsentiert sich gelegentlich als zu leicht reizbar (Ach ja die (post)Pubertät 🙂 ). Note: 2

Es regierte für Sie: der TTC!

Robert beim Clickball Worldcup in China

Robert in China – ein kleiner Reise- und Turnierbericht

Dienstag, 6. November, 17 Uhr 45, Helsinki: Ich besteige meine Maschine nach Nanjing und bin erstmal gefühlten hundertzwanzig Dezibel, erzeugt vom Stimmengewirr von vielleicht 200 Chinesen, ausgesetzt. Das kann ja ein heiterer Flug werden, denke ich, und grinse trotzdem wie Bolle in Vorfreude auf den Trip, der vor mir steht: Ich wurde eingeladen, Deutschland beim Ping Pong World Cup in Zhenjiang (ungefähr gesprochen Dschennschiang mit hessischem Einschlag beim sch) zu vertreten. Die Maschine hebt ab, und es zeigt sich, dass es nur das Anfangsgetümmel war und ich ruhige neun Stunden vor mir habe. Das Essen im Flieger schmeckt hervorragend, der Rotwein zum Müdewerden ist inklusive. Ich gucke aus dem Fenster und träume ein Bisschen beim Sterneschauen vor mich hin, doch der heiß ersehnte Schlaf legt sich nicht über mich. Sieben Stunden wird die Uhr nach vorn gestellt, das heißt wenn ich deutscher Zeit um zwei ankomme, ist es in China schon um 9. Naja, dann halt kein Schlaf, sondern Sean Connery gegen Schmugglerbösewichte… James Bond: Goldfinger.

Sibirien und die Mongolei unter mir liegen lassend, geht’s rein ins Reich der Mitte. Ich passiere eine unglaublich seltsame Schleuse am Flughafen, die mir angeblich ansieht, ob ich an einer Infektionskrankheit leide und begegne kurze Zeit später meinem Chauffeur für den Weg ins Hotel. Nach vergeblichem Versuch, seinen einsilbigen Namen ansatzweise korrekt auszusprechen („Okay… just call me Li“), kommen wir dann doch noch ziemlich gut ins Gespräch und ich erweitere meinen chinesischen Wortschatz auf das Doppelte. Nachdem er für mich (also um mich noch zur Rezeption zu begleiten) erstmal direkt vorm Hotel jemand anderen volle Kanne zugeparkt hatte, hieß es zwischen uns zhai jien und ich bezog mein fettes Zimmer im 20. Stock mit Blick über die City. Ich schaffte es noch unter die Dusche und fiel erstmal tot ins Bett.

Beim Mittagessen im Hotel traf ich dann direkt Wang Shibo und Huang Jungang, die beiden amtierenden WM-Finalisten. Die machten trotz unüberwindbarer Sprachbarriere erstmal nen sehr netten Eindruck. Zu sich an den Tisch luden sie mich zwar nicht ein, aber nach fünf Minuten wiesen sie die Kellnerin gleich mal an, mir doch ne Gabel zu bringen. Schade, ich fand meine Stäbchenessversuche eigentlich ganz gelungen, aber auf die beiden muss das ganze wohl ein eher klägliches Bild abgegeben haben. Das hielt mich jedoch nicht davon ab, mir das Büffet munden zu lassen, was auch fleischlos unglaublich vielfältig und lecker war. Nur das ständige Gefühl des Beobachtetwerdens trübte die Situation etwas, aber ans Beobachtetwerden hat man sich in China ja auch als Chinese ja heutzutage leider zu gewöhnen.

Zweiter Abend hier! Gestern wurde mir noch gesagt, dass wir die Möglichkeit haben, im „Tischtennisraum“ des Hotels zu trainieren. Der entpuppte sich dann als Halle mit rotem Boden, zwei blauen DHS-Tischen in riesigen Boxen und Porträts von Liu Guoliang bis Xu Xin an der Wand. Erste Feststellung dort: Die Schläger sind ne Katastrophe. Mit den Schlägern von der WM, behaupte ich, habe ich gegen jeden hier ne Chance. Gegen Alex hab ich in der Vorbereitung bestimmt 25-30 Prozent der Matches gewonnen. Unsere Bilanz hier: 0:10 Sätze. Naja, etwas wird es von Mal zu Mal und ich bin nicht der Einzige, der abkotzt. Neben den drei Trainingseinheiten gab’s zwei Highlights im Einkaufszentrum (in der übrigens auch ein Tischtennistisch steht): Wie Alex und ich da so durchspazieren, spricht uns eine junge Frau, wir verstehen natürlich nichts. Dann zückt sie ihr Telefon, wählt, sagt drei vier Worte und drückt es mir in die Hand. Ihre englischsprechende Freundin versucht dann stellvertretend, meine Nummer zu bekommen, damit wir uns zum Essen verabreden. Ich hoffe, meine Verwunderung stand mir nicht allzu sehr ins Gesicht geschrieben. Abends waren wir drei Deutschen, also zusätzlich noch Dwain, der gegen Mittag ankam, noch in der Gamezone in der Einkaufshalle. Die völlige Reizüberflutung, sozusagen der Brainfuck, blieb leider aus, da die Hälfte der Automaten außer Betrieb war, das elektronische Angebot ging war trotzdem absolut vielfältig und ging von tanzen und Klavier spielen über Motorrad fahren, Aliens abschießen und sich mit Wasserpistolen gegen Zombies verteidigen bis hin zu ganz real Körbe werfen.

Fünf Nächte und vier Tage später: Ich sitze im verspäteten Flieger und fliege über den roten Riesen. Es kam kaum mehr ein Moment auf, in dem ich mich mal zurücklehnen und schreiben konnte. Aber von vorne:

Freitag früh Transfer ins staatliche Hotel von Zhenjiang. Luxuriöse Hotelzimmer gehören ja eher weniger zu meinen üblichen Aufenthaltsorten, daher war ich in meinem ersten Zimmer schon ziemlich geflasht, aber hier wurde nochmal einer draufgesetzt – ein regelrechter Palast. Nach dem unglaublich guten Mittagessen ging’s zum Training in die Wettkampfhalle. Größenordnung Arena Leipzig, gerade wurde für die Eröffnungsfeier geprobt – ich hatte jetzt schon barbarisch Gänsehaut. Beim Training dann außer gegen meinen Finalgegner Dwain dann mal wieder keinen Satz gewonnen. Fünf Stunden danach dann noch ne halbe Stunde Abschlusstraining am Abend, für die Feier wurde immer noch geprobt.

Matchday! Wir steigen aus dem Shuttlebus an der Halle aus und werden erstmal von einer 11-köpfigen Gruppe junger Erwachsener empfangen – jeder bekommt einen persönlichen Helfer zur Seite gestellt. Deren unglaublich dienerhaftes Verhalten war schon ziemlich befremdlich, man wurde quasi auf Schritt und Tritt verfolgt. Dann Einspielen, dann Eröffnungsfeier. Zwei Gruppen von Tänzern (bzw. überwiegend Tänzerinnen) zu chinesischem Discopop und die Vorstellung der Spieler. Jeder mit nem Einlaufkind an der Hand, denen fünf Minuten lang vorher strengstens eingeschärft wurde, die ganze Zeit über über beide Ohren zu grinsen. Wäre vielleicht aber gar nicht nötig gewesen, die haben sich eh die ganze Zeit unglaublich gefreut. Apropos: In Zhenjiang tat das ungefähr jede und jeder, in deren oder dessen Blickfeld man als Weißer fällt, was einem ein Gefühl irgendwo zwischen Star und Freak vermittelt.

Doch genug Vorgeplänkel: Ran die Tische! Vierergruppen, drei Gewinnsätze, die ersten beiden kommen weiter. Die Losfee war, so man das in dem hochkarätig besetzen Feld sagen kann, gnädig mit mir. Erster Gegner: Der topgesetzte dreimalige Weltmeister Maxim Shmyrev aus Russland. In einem Spiel, in dem wir uns beide offensichtlich sehr unwohl fühlten und mir außer einem parallelen Coltschen Vorhand-Hüftschuss aus der tiefen Rückhand nicht viel gelang, unterlag ich relativ deutlich mit 0:3 und kam in den einzelnen Sätzen auf irgendwas um 12, 9 und 11 Punkte.

Mein zweites Spiel bestritt ich gegen den Briten Matt Ware, der bei der letzten Weltmeisterschaft mit einem 2:0-Sieg über Richard Gonzales und einer anschließenden knappen 1:2-Niederlage gegen den zweifachen Weltmeister Baggaley in der ersten K.o.-Runde hatte aufhorchen lassen. Wer sich im Clickball-Zirkus auskennt, der weiß, dass ein Gonzales-Bezwinger gegen Abwehr nicht die größten Probleme haben kann. Aber mit dem extrem rauhen Sandpapier des neuen Schlägers geht jeder feste Ball erstmal zwei Meter übern Tisch. So grub ich mich dann also einfach genau dort ein und gewann die ersten zwei Sätze relativ deutlich. Dank seiner taktischen Umstellung – er spielte mir jetzt mehr über Mitte – konnte er den dritten Durchgang für sich entscheiden. Ich behielt im Vierten mein grundsätzliches Spielkonzept bei und griff dann aber auch mal aus der Defensive an. Mit etwas Glück behielt ich mit 15:12 die Oberhand und fuhr den Sieg ein.

Auf das, was danach geschah, war ich nicht vorbereitet. Doch dazu muss ich erstmal ein bisschen ausholen. Das Interesse der Menschen aus Zhenjiang am Turnier war, vorsichtig ausgedrückt, verhalten. In Erwartung dessen wurden also Schulklassen abkommandiert, in der Halle für ein bisschen Atmosphäre zu sorgen. Man spielte also vor 20 freiwilligen Zuschauern, von denen mindestens die Hälfte zu den Turniersponsoren gehörte, und vielleicht so 500 Jugendlichen. Mit meiner emotionalen Art am Tisch merkte ich im zweiten Spiel schon, dass ich ein paar davon auf meine Seite gezogen hatte (gejubelt wurde aus dem Publikum – mit kurzer Zeitverzögerung – genau dann, wenn ich selbst einen Punktgewinn lautstark zelebrierte). Nachdem ich dann zum 3:1 abgedichtet hatte, umringte mich plötzlich eine Traube mehrerer Dutzend Jugendlicher, die mich um mein Signum auf diverse Schläger, Bälle, Handyhüllen, Handys und Schmierzettel baten, und obendrein noch meine Nummer. Erstere gewährte ich und zog mich in die Mittagspause zurück.

Anschließend waren die Schulklassen verschwunden und die Atmosphäre eher gespenstisch. Da zuvor Shmyrev gegen Chris Doran eine 2:0-Satzführung noch aus der Hand gegeben hatte, benötigte ich gegen den bulligen Zweimeterdrei- und Hundersiebenundreißigkilogramm-Briten jetzt zum Weiterkommen einen 3:0 Sieg. Da er im Spiel zuvor gegen den ebenfalls auf Abwehr umstellenden Shmyrev recht gut aussah, versuchte ich es mit meinem geliebten Haudraufstil und einer dem Schläger leicht angepasster Technik. Das funktionierte garnicht mal so schlecht und Doran war seine Ratlosigkeit in meinen guten Phasen durchaus anzusehen. Leider verlor ich den ersten Satz gleich mit 13:15. Dann war die Luft etwas raus und ich ging im zweiten Satz mit 6:15 unter. Der dritte lief dann ähnlich wie der erste, 12:15, zu viele eigene Fehler. Ich war also mit 1:2 Spielen ausgeschieden. Ziemlich schade zwar, aber auf Grund des Schlägers hatte ich sogar schlimmeres befürchtet. Jener Worst Case trat dann leider für Dwain ein, der mit seinem Stil kaum einen Ball auf den Tisch brachte und keinen Satz gewinnen konnte.

Besser machte es Alex. In seiner Gruppe hinter Baggaley Zweiter, kam er am zweiten Tag von Spiel zu Spiel besser in seinen Rhythmus. Im Viertelfinale besiegte er Chris Doran sicher mit 3:0, im Halbfinale wartete wieder Baggaley. Nach 2:0 und 6:1 für Alex drohte das Spiel zu kippen, als sich Baggaley den Satz klaute. Doch viel Willensstärke und eine nicht vernachlässigbare Portion Glück obsiegten gegen die merkbar aufkeimende Nervosität und verhalfen Alex, den hart umkämpften vierten Satz abzudichten und den Finaleinzug perfekt zu machen. Hier wartete völlig überraschend die einzige Frau im Teilnehmerfeld: Chen Jie aus China. Diese gehörte eigentlich überhaupt nicht zum Favoritenkreis, ihrem Penholder-Rückhand-Abstechblock-Stil kam der neue Schläger aber extrem zupass, und auch auf der Vorhand hatte sie durch ihren extrem frühen Balltreffpunkt keine Schwierigkeiten. Das Finale war dann aber eine klare Angelegenheit: mit 3:0 musste sie Flash gratulieren, der damit endlich seinen heiß ersehnten ersten internationalen Clickball-Titel einfahren konnte.

Den sonntäglichen Abend ging’s dann ins k-tv: Hier kann man sich nen privaten Karaokeraum nehmen. In versammelter europäischer Truppe gaben wir uns gegenseitig Hits von Lionel Richie bis Eminem zum Besten. Insbesondere Halbfinalist Baggaley war bei u2 und Take that voll in seinem Element, was nicht nur an seiner wirklich engelsgleichen Stimme lag, sondern auch seiner sonst eher vom Tisch bekannten ekstatischen Mimik anzusehen war. Großes Kino!

Montagfrüh flogen dann alle bis auf Dwain und mich wieder zurück. Wir wechselten nochmal in ein etwas günstigeres Hotel und schauten uns das nahegelegene Suzhou an. Als Dwain mir gegenüber im Restaurant in Suzhou schweißtriefend sein mittelscharfes Hähnchen verspeiste, schrieb mir Li, besagter Chauffeur vom ersten Tag, was wir abends so vorhaben. Er kenne da ne coole Bar. Also wieder mit dem Zug zurück nach Zhenjiang und ab in den Abend – Gan bei bei Dünnbier, richtig schäbigem Reisschnaps und chinesischen Würfelspielen.

Den halben Dienstag schauten wir uns nochmal Zhenjiang an, tranken Bubbletea-Gesöff zu Fastfood am Spieß. Dwain trat am Nachmittag die Heimreise an, Li und ich ließen uns es noch bei der Massage gutgehen. Beziehungsweise ließ es sich Li gutgehen und ich wurde malträtiert… siehe Foto.

Schlussendlich war es eine großartige Woche reich an verschiedensten Eindrücken. Dauerhaft im Kopf bleiben werden mir neben den geschilderten Ereignissen der sehr respektvolle, freundliche und herzliche Umgang der Chinesen und ihr Mut zum Freestyle im Straßenverkehr. Clickballtechnisch wartet am letzten Januarwochenende dann schon das nächste Highlight – die WM in London, bei der ich auch wieder Deutschland und den TTC vertreten werde…

Yankee

Jugend Landesmeisterschaften U18: Marvin holt Bronze!

Die TTC-Delegation reiste früh morgens ins sonntägliche Cunewalde. Wir stellten eine kleine aber feine Auswahl männlicher Teilnehmer; genau genommen handelte es sich bei den spielberechtigten und anwesenden Personen lediglich um Marvin.

Max und Tim verzichteten vorbildlich aus schulischen Gründen; zumindest ist mir nichts Anderes bekannt 😉

Mit Robert Haufe (vom TTC Elbe Dresden), der für unseren Verein bei den Jugend Mannschaftsmeisterschaften startete, ging zumindest noch ein 1/4-Holzhausner aussichtsreich an den Start.

In der Doppelkonkurrenz lief es für Marvin und Robert noch nicht so recht rund. Zwar gab es nach einem Freilos im Achtelfinale dann einen umkämpften 3:1 Erfolg im Viertelfinale und somit den Einzug unter die letzten Vier. Jedoch war hier dann leider auch mit 2:3 Endstation gegen ein gut aufgelegtes Doppel Franz/Seltmann.

In den ersten beiden Einzeln in seiner Vorrundengruppe hatte Marvin keinerlei Schwierigkeiten und siegte jeweils 3:0 gegen Benndorf und Golubski. Im Kampf um den Gruppensieg verlor Marvin leider trotz passabler Leistung gegen Verbandsligaspieler Nadeem Alwan denkbar knapp mit 2:3 und musste sich somit mit dem zweiten Platz in seiner Gruppe zufrieden geben. Zwar bedeutete dies, dass Marv noch ein Zusatzspiel zu spielen hatte (Als Gruppenerster wäre er direkt im Viertelfinale gewesen), aber glücklicherweise bescherte es ihm auch eine etwas angenehmere Auslosung. Gegen Max Tronick, immerhin neues Mitglied im sächsischen D-Kader, gelang Marvin ein lupenreiner 4:0 Erfolg, der spielerisch nicht viele Wünsche offen ließ. Im Viertelfinale warte dann mit Daniel Tihi ein Gegner, gegen den Marv die letzte Begegnung noch verloren hatte. Es entwickelte sich eine sehr ansehnliche Partie zweier Gegner auf Augenhöhe, die jede Menge Spannung und Wendungen zu bieten hatte. Über die Satzzwischenstände 2:0 Führung/2:3 Rückstand kam es schließlich zum Entscheidungssatz. Nach zwei vergebenen Matchbällen bei 10:8 konnte Marvin doch noch mit starken Nerven 12:10 im siebten Satz den Sack zu machen und damit einen seiner größten Erfolge erzielen. Das Halbfinale war erreicht, Bronze sicher. Papa Tilo war glücklich, Coach Gregor war glücklich – Marvin war glücklich.

Im anschließenden Halbfinale konnten die Coaches Kaffeepause machen: Marv lief auf Robert. Knapper Satzverlauf (-9,-16,-7,-9), viele lange Ballwechsel – am Ende stand der erwartete 4:0 Erfolg für Robert Haufe. Im Finale folgte dann die große Überraschung des Turniers: Topfavorit Karl Zimmermann blieb nach gewonnenem ersten Satz, ohne weiteren Satzgewinn gegen Robert. Bärenstark erspielte sich der junge Dresdner immer wieder die Initiative und dominierte mit druckvollen Spielzügen. Glückwunsch an Robert für die tolle Leistung und den sich auszahlenden Trainingseifer! Und natürlich Glückwunsch an Marvin für seine erste Treppchenplatzierung bei einer Landesmeisterschaft im Einzel!